Bluthochdruck
Bluthochdruck (Hypertonie, hoher Blutdruck) ist weit verbreitet: In Europa sind rund 30 Prozent der Bevölkerung betroffen – oft, ohne es zu wissen. Denn es kann viel Zeit vergehen, bis Bluthochdruck Symptome verursacht. Trotzdem schadet ein erhöhter Blutdruck dem Körper. Was tun, um ihn zu senken?
Bluthochdruck ist ein Zustand, in dem der Druck in den Arterien – also in den Blutgefäßen, die das Blut vom Herzen weg befördern – eine bestimmte Grenze überschreitet. Die genaue medizinische Bezeichnung hierfür lautet arterielle Hypertonie.
Erzeugt wird der Blutdruck vom Herzschlag und von der Anspannung der Gefäßwände. Seine Maßeinheit lautet Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Dabei gibt man den Blutdruck immer in zwei Werten an:
- Der obere (höhere) Wert ist der systolische Blutdruck. Er entspricht dem Druck, der entsteht, wenn das Herz sich zusammenzieht (kontrahiert) und so das Blut in die Arterien pumpt.
- Der untere (niedrigere) Wert ist der diastolische Blutdruck. Er entsteht, wenn das Herz nach der Kontraktion wieder erschlafft.
Bluthochdruck besteht laut Definition, wenn die Werte mindestens 140 zu 90 mmHg betragen.
Europäische Klassifikation der Blutdruckbereiche
Klassifikationsystolischdiastolisch
optimal< 120< 80
normal< 130< 85
hoch-normal130-13985-89
leichter Bluthochdruck (Hypertonie Grad 1)140-15990-99
mittelschwerer Bluthochdruck (Hypertonie Grad 2)160-179100-109
schwerer Bluthochdruck (Hypertonie Grad 3)≥ 180≥ 110
isolierter systolischer Bluthochdruck (nur der erste, obere Wert ist zu hoch)≥ 140< 90
Bluthochdruck: Ursachen
Bluthochdruck kann viele verschiedene Ursachen haben. Je nachdem, welche das sind, unterscheidet man zwei Formen von Hypertonie: die primäre und die sekundäre.
- Bei mindestens 90 Prozent der Menschen mit Bluthochdruck sind keine direkten Ursachen feststellbar. Dann liegt eine primäre oder essentielle Hypertonie vor.
- In höchstens 10 Prozent der Fälle entsteht hoher Blutdruck infolge einer anderen Erkrankung, durch bestimmte Substanzen oder andere direkte Auslöser. Dies bezeichnen Fachleute als sekundäre Hypertonie.
Primäre (essentielle) Hypertonie
Bluthochdruck ohne direkte erkennbare Ursachen kommt mit zunehmendem Alter immer häufiger vor. Allerdings kann die essentielle Hypertonie auch bei jungen Menschen auftreten.
Verantwortlich für die Entstehung dieser Form von Bluthochdruck sind vor allem die Erbanlagen und der persönliche Lebensstil. Die wichtigsten Risikofaktoren sind:
Erblich bedingte (genetische) Faktoren
Zumindest teilweise hat Bluthochdruck erbliche Ursachen. So haben Kinder ein doppelt bis dreifach höheres Risiko, wenn ein oder beide Elternteile bereits Hypertonie haben. Sehr selten ist hoher Blutdruck auf eine bestimmte Schädigung an einem Träger der Erbanlage (Gen) zurückzuführen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass mehrere solcher Gendefekte zusammen mit äußeren Faktoren für erhöhten Blutdruck sorgen.
Bewegungsmangel
Menschen, die sich viel bewegen, entwickeln deutlich seltener eine Hypertonie als körperlich wenig aktive Menschen. Eine Ursache hierfür ist, dass Bewegungsmangel die Entstehung von Arteriosklerose fördert, wobei die Blutgefäße versteifen. Zudem geht Bewegungsmangel oft mit Übergewicht einher, wodurch der Blutdruck ebenfalls erhöht sein kann.
Ungesunde Ernährung
Wichtig ist hier vor allem der Kochsalzverbrauch. Etwa jeder dritte Mensch ist salzsensitiv, reagiert also empfindlicher auf Kochsalz. Bei Menschen mit Bluthochdruck ist es sogar mehr als die Hälfte. Die Folge: Die Blutdruckwerte steigen bei übermäßiger Kochsalzzufuhr und sinken bei Salzentzug. Insgesamt kann man beobachten, dass in einer Gesellschaft der Blutdruck umso niedriger ist, je geringer der Kochsalzkonsum ist.
Übergewicht
Hoher Blutdruck ist bei übergewichtigen Menschen häufig. Vor allem zu viel Bauchfett geht oft mit Hypertonie einher. Darum gilt:
- Bei Männern sollte der Bauchumfang weniger als 102 Zentimeter betragen,
- bei Frauen weniger als 88 Zentimeter.
Stress
Stresshormone (Katecholamine) bewirken, dass sich die Muskulatur der Blutgefäße zusammenzieht. Dadurch nimmt der Gefäßwiderstand zu – und der Blutdruck steigt. Wahrscheinlich reagieren Menschen mit Bluthochdruck zudem besonders empfindlich auf diese Stresshormone. Dass psychische Belastungen dauerhaften Bluthochdruck verursachen können, ist allerdings nicht bewiesen.
Alkohol
Schon geringe Mengen Alkohol führen dazu, dass der Blutdruck steigt. Alkohol aktiviert das vegetative Nervensystem, das Herz schlägt schneller und pumpt mehr Blut aus der linken Herzkammer in die Arterien. Chronischer Alkoholmissbrauch verursacht in vielen Fällen dauerhaft zu hohe Blutdruckwerte.
Nikotin
Rauchen gehört zwar nicht zu den direkten Ursachen von Bluthochdruck. Allerdings erhöht Nikotin das Risiko für Folgeerkrankungen, die zu hoher Blutdruck mit sich bringen kann – wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Ein Rauchstopp kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verschiedene Atemwegserkrankungen und Krebserkrankungen stark senken – dies gilt im Übrigen nicht nur bei Hypertonie, sondern für alle Menschen.
Sekundäre Hypertonie
Bluthochdruck mit direkten erkennbaren Ursachen – also eine sekundäre Hypertonie – kann zum Beispiel durch folgende Medikamente entstehen:
- Hormonpräparate (z. B. Verhütungsmittel wie die Östrogen-Pille)
- abschwellende Nasentropfen mit gefäßverengenden Wirkstoffen
- Kortikosteroide
- Mittel zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen (Antirheumatika)
Neben Medikamenten können andere Substanzen ebenfalls Bluthochdruck auslösen. So kann ein sekundär zu hoher Blutdruck beispielsweise durch Drogen oder giftige Substanzen entstehen. Auch der übermäßige Verzehr von Lakritze kann den Blutdruck in die Höhe treiben.
Zu den Erkrankungen, die direkt für Bluthochdruck verantwortlich sein können, gehören bestimmte Gefäß-, Nieren- oder Stoffwechselerkrankungen. Mögliche Ursachen für eine krankheitsbedingte sekundäre Hypertonie sind beispielsweise:
- Gefäßentzündungen
- Verengung der Hauptschlagader (Aortenisthmusstenose)
- Arteriosklerose der Nierengefäße
- Nierenentzündung (Glomerulonephritis)
- Nebennierentumoren, die Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin im Übermaß bilden (Phäochromozytom)
- Schilddrüsenüberfunktion
- Cushing-Syndrom (erhöhter Kortisolspiegel im Blut)
Auch Schnarchen und längere Atempausen im Schlaf mit anschließender Tagesmüdigkeit (Schlafapnoe) können einen sekundären Bluthochdruck verursachen.
Zudem haben Menschen mit Asthma häufig erhöhte Blutdruckwerte. In dem Fall ist aber nicht unbedingt das Asthma selbst schuld am Bluthochdruck. Stattdessen sind vermutlich die eingesetzten Medikamente (Kortikosteroid-Tabletten und Betasympathomimetika) die Ursachen der Hypertonie.
Oft tritt Bluthochdruck auch in der Schwangerschaft auf: Etwa 15 Prozent aller Schwangeren entwickeln eine sekundäre Hypertonie. Zu den Risikofaktoren für einen schwangerschaftsbedingt zu hohen Blutdruck gehören unter anderem ein höheres Alter der werdenden Mutter (> 40 Jahre) sowie Mehrlingsschwangerschaften.
Eine häufige Sonderform von Bluthochdruck ist die isolierte klinische Hypertonie (auch Weißkittelhypertonie genannt). Hierbei liegen die in der Arztpraxis gemessenen Blutdruckwerte über denen, die man zu Hause selbst gemessen hat. Ursache ist möglicherweise die Anspannung, die manche Menschen beim Betreten einer Arztpraxis und im Gespräch mit Ärztin, Arzt oder Praxispersonal verspüren und die den Blutdruck in die Höhe treibt.
Bluthochdruck: Symptome
Bis Bluthochdruck Symptome auslöst, kann einige Zeit vergehen: Oft dauert es Jahre bis Jahrzehnte, bevor erste Symptome für Bluthochdruck auftreten. Darum wissen viele Betroffene gar nicht, dass ihr Blutdruck zu hoch ist.
Dies birgt allerdings Risiken, denn: Auf Dauer kann auch ein Bluthochdruck ohne Symptome im Körper Schäden anrichten. Langfristig kann Hypertonie Herz, Blutgefäße, Gehirn, Augen und Nieren schädigen. Diese Schäden können wiederum Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall nach sich ziehen.
Durch frühzeitige Gegenmaßnahmen sind solche Folgeschäden von Bluthochdruck aber vermeidbar. Daher ist es wichtig, regelmäßig die Gesundheits-Check-ups wahrzunehmen und auf Anzeichen zu achten, hinter denen eventuell ein zu hoher Blutdruck steckt. Mögliche Symptome hierfür sind zum Beispiel:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Nasenbluten
- Ohrensausen
Die bei Organschäden durch Bluthochdruck auftretenden Symptome können sehr unterschiedlich sein. Zu den möglichen Anzeichen für Organschäden infolge einer Hypertonie gehören:
- Kurzatmigkeit
- Luftnot
- Schmerzen in der Brust (Angina pectoris)
- Sehstörungen oder Sensibilitätsstörungen
- Herzinfarkt und Schlaganfall
Treten bei Bluthochdruck Symptome ähnlich wie bei einem Schlaganfall auf (d. h. Schwindel, Sehstörungen, Lähmungserscheinungen, Bewusstseinsstörungen), kann ein hypertensiver Notfall dahinterstecken: Bei diesem Notfall droht die Hypertonie Organe (wie Gehirn, Augen oder Herz) zu schädigen. Typisch für diesen Notfall ist, dass die Blutdruckwerte stark erhöht sind – meist über 230 zu 130 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).
Wenn bei Bluthochdruck Symptome eines hypertensiven Notfalls auftreten, gilt: Notrufnummer (112) wählen, die betroffene Person beruhigen und weiteren Stress von ihr abwenden. Menschen mit hypertensivem Notfall sind sofort ärztlich zu behandeln und dann ins Krankenhaus zu bringen, denn: Ein so hoher Blutdruck kann kurzfristig gefährlich werden. Um den Blutdruck in einer solchen Situation schnell zu senken, eignen sich zum Beispiel die Wirkstoffe
- Nitroglycerin,
- Urapidil und
- Nifedipin.
Eine hypertensive Krise (bzw. Blutdruckkrise) hingegen ist ein Zustand, in dem zwar ein sehr hoher Blutdruck besteht, aber trotz des Blutdruckanstiegs keine Beschwerden auftreten: Dann besteht meist keine akute Gefahr für Organschäden. Bei einer hypertensiven Krise ist es – im Gegensatz zum hypertensiven Notfall – nicht nötig, den Bluthochdruck schnell durch Medikamente zu senken. Dennoch sollte man plötzlich stark angestiegene Blutdruckwerte nicht verharmlosen, sondern zeitnah abklären lassen:
- entweder durch einen kurzfristigen Termin bei einer Ärztin oder einem Arzt
- oder im nächstgelegenen Krankenhaus.
Bluthochdruck: Diagnose
Bei Bluthochdruck erfolgt die Diagnose oft erst spät, denn: Hohe Blutdruckwerte treten überwiegend ohne erkennbare Ursache auf – und diese essentielle Hypertonie verläuft häufig jahre- oder jahrzehntelang beschwerdefrei, sodass sie unbemerkt bleibt.
Um Bluthochdruck diagnostizieren zu können, ist es nötig, den Blutdruck mehrmals zu messen. Eine Hypertonie gilt als bestätigt, wenn an mehreren Tagen je drei Messungen erhöhte Blutdruckwerte zeigen (bei Messungen in der Praxis mindestens 140 zu 90 mmHg). Dabei sollen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- Die Blutdruckmessung erfolgt im Sitzen.
- Vor der jeweils ersten Messung liegt eine Ruhephase von 3 bis 5 Minuten.
- Zwischen den drei Messungen wird ein Abstand von jeweils ein bis zwei Minuten eingehalten.
Denn wenn jemand abgehetzt in die Arztpraxis kommt oder während des Arztbesuchs aufgeregt ist, kann das Messergebnis verfälscht sein. Um sicher festzustellen, ob man Bluthochdruck hat, ist es also wichtig, vor der Blutdruckmessung ein paar Minuten zur Ruhe zu kommen – etwa in einem Stuhl oder auf einer Behandlungsliege.
Neben den Einzelmessungen durch Ärztinnen oder Ärzte sind auch eine ambulante 24-Stunden-Messung, eine Belastungsmessung (Ergometrie) und die Selbstmessung geeignet, um Bluthochdruck zu erkennen.
Blutdruck-Selbstmessung
Bei Bluthochdruck spielt die Blutdruck-Selbstmessung eine wichtige Rolle – nicht nur zur Diagnose, sondern auch bei der nachfolgenden Behandlung. Zu empfehlen sind Geräte, die den Blutdruck am Oberarm messen. Dabei ist darauf zu achten, dass
- das Blutdruckmessgerät die offiziellen Genauigkeitskriterien (wie Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga) erfüllt und
- die Größe der Blutdruckmanschette zum Umfang des Oberarms passt (denn wenn bei dickeren Armen eine zu kleine Manschette zum Einsatz kommt, kann der tatsächliche Blutdruck niedriger sein als der gemessene).
Für alle Menschen mit Bluthochdruck ist es ratsam, in der ersten Zeit nach Beginn der Behandlung zweimal täglich ihren Blutdruck selbst in Ruhe zu messen und die Blutdruckwerte in einen Blutdruckpass einzutragen.
Optimaler Zeitpunkt für die Blutdruck-Selbstmessung ist morgens zwischen 6:00 und 9:00 Uhr und abends zwischen 18:00 und 21:00 Uhr – jeweils vor dem Essen und der Medikamenteneinnahme.
Hat sich der Blutdruck durch die Behandlung stabilisiert oder normalisiert, reichen seltenere Blutdruckmessungen aus (z. B. einmal pro Monat). Die bei der Blutdruck-Selbstmessung ermittelten Werte sollten 135 zu 85 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) nicht überschreiten.
Anamnese
Um der Ursache für den Bluthochdruck auf den Grund zu gehen und die passende Behandlung festlegen zu können, informiert sich die Ärztin oder der Arzt in der Anamnese über die Krankengeschichte und die genauen Lebensumstände und -gewohnheiten. So ist es zum Beispiel wichtig, folgende Fragen zu klären:
- Haben Sie eine Vorerkrankung (wie Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen)?
- Wie viel wiegen Sie?
- Machen Sie Sport?
- Wie sind Ihre Ess- und Trinkgewohnheiten?
- Nehmen Sie Medikamente ein? Wenn ja, welche?
Ergänzende Untersuchungen
Die moderne Bluthochdruck-Diagnostik richtet sich – wie die Behandlung – nicht allein nach den Blutdruckwerten. Sie berücksichtigt auch die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bereits bestehende Organschäden und Begleiterkrankungen. Zu den Risikofaktoren zählen vor allem:
- Rauchen
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Diabetes mellitus
- erhöhte Blutfettwerte
Darum kommen bei Bluthochdruck verschiedene ergänzende Untersuchungen zum Einsatz. Etwa eine Blutuntersuchung, um Fette (Lipide) und Zucker (Glukose) im Blut sowie Mineralstoffe wie Kalium, die Nierenwerte (Kreatinin) und die Schilddrüsenwerte zu bestimmen.
Daneben empfiehlt sich eine Urinuntersuchung, da die Niere durch Bluthochdruck geschädigt sein kann beziehungsweise bei Diabetes eventuell schon in ihrer Funktion beeinträchtigt ist.
Folgende weitere Untersuchungen können sinnvoll sein, um bereits eingetretene Organveränderungen zu erkennen und die Ursache für eine sekundäre Hypertonie zu bestimmen:
- Untersuchung des Augenhintergrunds
- Elektrokardiogramm (EKG)
- Ultraschall (Sonographie) von Herz (Echokardiographie) und Nieren
- Röntgenaufnahme des Brustkorbs
- Hormonanalysen (z.B. Katecholamine)
Bluthochdruck: Was tun?
Bei Bluthochdruck ist eine frühzeitige Behandlung ratsam. Denn wer seinen Blutdruck langfristig ausreichend senkt, fördert seine Gesundheit und schont sein Herz-Kreislauf-System. Das kann späteren Organschäden und Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugen. Es lohnt sich also, früh mit der Therapie zu beginnen.
Das Ziel der Behandlung lautet allgemein, zunächst den Bluthochdruck so weit zu senken, dass der Ruhe-Blutdruck unter 140 zu 90 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) liegt. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen (v. a. koronare Herzkrankheit) sind auch schon bei hoch-normaler Hypertonie (130-139 zu 85-89 mmHg) blutdrucksenkende Maßnahmen ratsam.
Wer die Behandlung gut verträgt, für den empfiehlt es sich meistens, den Blutdruck weiter zu senken – aber nur bis zu einem bestimmten unteren Zielwert:
- Für 18- bis 65-Jährige gilt ein systolischer Blutdruck von 130 bis 120 mmHg als erstrebenswert – außer wenn sie zusätzlich zum Bluthochdruck ein chronisches Nierenversagen haben.
- Für Menschen mit Nierenversagen (unabhängig vom Alter) sowie für alle über 65-Jährigen lautet der systolische Zielwert 139 bis 130 mmHg.
- Der diastolische Zielblutdruck liegt immer bei 79 bis 70 mmHg – egal, wie alt man ist. Allerdings ist es besonders bei älteren Menschen wichtig, auf unerwünschte Wirkungen zu achten und den Zielblutdruck bei Bedarf anzupassen.
Doch solange jemand die Behandlung verträgt, sollte das Alter allein nie ein Grund dafür sein, Bluthochdruck nicht (weiter) zu behandeln.
Welche Mittel geeignet sind, um Bluthochdruck zu senken, ist individuell unterschiedlich. Die Behandlung stützt sich vor allem auf allgemeine Maßnahmen – wie Stressabbau oder eine Änderung der Lebensgewohnheiten. Zudem kommen gegen Hypertonie häufig blutdrucksenkende Medikamente zum Einsatz.
Ist die direkte Ursache für Bluthochdruck bekannt (sekundäre Hypertonie), richtet sich die Behandlung nach dem jeweiligen Auslöser.
Entscheidend für die erfolgreiche Behandlung von Bluthochdruck ist, dass Sie selbst dazu beitragen. Daher haben Menschen mit Hypertonie die Möglichkeit, sich in speziellen Schulungsprogrammen über den Umgang mit Hypertonie und über Therapiemöglichkeiten zu informieren.
Allgemeine Maßnahmen: Blutdruck natürlich senken – ohne Medikamente
Bei Bluthochdruck ist ein gesunder Lebensstil – dazu gehören gesunde (evtl. auch kalorienreduzierte) Ernährung, viel Bewegung und Anti-Stress-Maßnahmen – unverzichtbare Grundlage der Behandlung. Denn diese allgemeinen Maßnahmen können einer Hypertonie nicht nur sicher und wirkungsvoll vorbeugen, sondern auch
- bei bestehendem Bluthochdruck den Blutdruck natürlich senken,
- bei leichtem Bluthochdruck den Einsatz blutdrucksenkender Medikamente hinauszögern oder ganz vermeiden und
- helfen, andere Risikofaktoren oder Erkrankungen besser in den Griff zu bekommen.
Ist Ihr Blutdruck nur leicht erhöht (Hypertonie Grad 1), kann es zur Behandlung schon ausreichen, Ihren Lebensstil zu ändern: Das kann einen nicht allzu starken Bluthochdruck oft so weit senken, dass man ohne Medikamente auskommt.
Und auch bei stärkerem und medikamentös behandeltem Bluthochdruck kann ein veränderter Lebensstil den Blutdruck zusätzlich senken, sodass gute Chancen bestehen, dass Sie die Dosis der Blutdruckmedikamente verringern können. Das führt wiederum dazu, dass Sie
- weniger Nebenwirkungen haben und
- die Arzneien besser vertragen.
Wenn hoher Blutdruck in Ihrer Familie gehäuft vorkommt, Sie aber (noch) nicht betroffen sind, können Sie mit einer gesunden Lebensführung ein Auftreten der Hypertonie verzögern.
Es lohnt sich also in jedem Fall, bei Bluthochdruck auf einen gesunden Lebensstil zu achten! Das bedeutet vor allem, dass Sie:
- sich salzarm ernähren,
- sich ausreichend bewegen,
- vorhandenes Übergewicht abbauen,
- keinen oder nur wenig Alkohol trinken,
- aufs Rauchen verzichten oder es zumindest einschränken und
- Stress verringern.
Ernährung bei Bluthochdruck
Die richtige Ernährung kann bei Bluthochdruck viel bewirken. Bei der Ernährung sollten Betroffene vor allem auf die Zufuhr von Kochsalz achten. Die meisten Menschen in Deutschland nehmen täglich etwa 12 bis 15 Gramm Kochsalz zu sich, was deutlich zu viel ist.
Viele Menschen, bei denen zu hoher Blutdruck besteht, profitieren von einem eingeschränkten Salzkonsum – egal, was hinter ihrem Bluthochdruck steckt. Wer seine Salzzufuhr auf höchstens 4 bis 6 Gramm pro Tag beschränkt, hat eine Chance, seinen Blutdruck natürlich zu senken.
Zudem hilft es allgemein gegen Bluthochdruck, die Ernährung umzustellen. Empfehlenswert bei Hypertonie ist frisch zubereitete, kochsalzarme Nahrung. Fertigprodukte sowie viele Wurst- und Käsewaren sind oft stärker gesalzen und daher besser zu meiden, wenn der Blutdruck zu hoch ist.
Stattdessen sind bei Bluthochdruck blutdrucksenkende Lebensmittel empfehlenswert: Wer zum Beispiel viel Obst und Gemüse isst, kann seinen Blutdruck natürlich senken. Auch durch mehrfach ungesättigte Fettsäuren in Fisch- und Pflanzenölen kann zu hoher Blutdruck sinken.
Körperliche Aktivität
Gegen Bluthochdruck ist außerdem ausreichende körperliche Aktivität empfehlenswert. Sport und Bewegung wirken sich gleich mehrfach positiv aus:
- Wer regelmäßig ins Schwitzen kommt, kann Stress leichter abbauen.
- Die Bewegung regt den Stoffwechsel an, sodass der Körper zum Beispiel auch mehr Kalorien verbrennt.
- Sport fördert die Elastizität der Blutgefäße.
Alle Menschen mit Hypertonie profitieren von einem regelmäßigen körperlichen Training – besonders dann, wenn sie sich vorher nicht oder nur ungenügend sportlich betätigt haben. Eine Trainingsfrequenz von etwa 30 Minuten an drei Tagen in der Woche ist mindestens nötig, um eine blutdrucksenkende Wirkung zu erzielen. Allerdings ist nicht jeder Sport zur Therapie von Bluthochdruck geeignet – empfehlenswert sind vor allem Ausdauersportarten wie:
Kraft- und Hochleistungssportarten sind bei Bluthochdruck dagegen nicht empfehlenswert.
Abau von Übergewicht
Zudem hilft es bei Bluthochdruck, Übergewicht abzubauen: Pro verlorenem Kilogramm Gewicht sinkt der Blutdruck um durchschnittlich zwei Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).
Vor allem wenn in Ihrer Familie Hypertonie gehäuft vorkommt, ist es wichtig, Übergewicht rechtzeitig entgegenzuwirken. Kinder, deren hoher Blutdruck mit Übergewicht in Verbindung steht, erreichen durch regelmäßigen Sport und gesunde Ernährung oft mehr als durch Blutdruckmedikamente.
Alkohol- und Rauchverzicht
Bei Bluthochdruck wirkt sich der richtige Umgang mit Alkohol und Rauchen positiv aus. Darum sollten Menschen mit Hypertonie aufs Rauchen verzichten und ihren Alkoholkonsum stark einschränken oder am besten ganz auf Alkohol verzichten. Allgemein gilt:
- an einem Tag nicht mehr als 20 Gramm Alkohol trinken (zum Vergleich: Ein Glas zwölfprozentiger Rotwein enthält etwa 12 Gramm Alkohol, ein viertel Liter Bier etwa 10 Gramm Alkohol) und
- nicht jeden Tag Alkohol trinken, um das Risiko einer Abhängigkeit zu verringern.
Bleiben Sie an mindestens zwei bis drei Tagen in der Woche alkoholfrei!
Stressabbau
Hoher Blutdruck lässt sich auch durch Stressabbau verbessern: Wenn jemand Stress beruflich und privat gut bewältigen kann, wirkt sich das günstig auf Bluthochdruck aus. Mit Entspannungstechniken (z. B. progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Yoga, Tai-Chi oder Atemübungen) können Sie Ihren Blutdruck zusätzlich senken – besonders dann, wenn die Hypertonie teils auf seelische Faktoren zurückzuführen ist.
Blutdrucksenkende Medikamente (Blutdrucksenker)
Um Bluthochdruck zu senken, sind Medikamente aus der Gruppe der Blutdrucksenker oft unverzichtbar. Denn allgemeine Maßnahmen alleine reichen nicht immer aus, um erhöhten Blutdruck dauerhaft ausreichend zu senken.
Gegen Bluthochdruck stehen blutdrucksenkende Mittel aus verschiedenen Wirkstoffklassen zur Verfügung. All diese Blutdrucksenker helfen ähnlich gut gegen Hypertonie – sowohl zu Behandlungsbeginn als auch auf Dauer.
Trotzdem erhalten Sie bei Bluthochdruck eine individuell angepasste Behandlung: Denn die einzelnen Medikamente haben unterschiedliche Wirkungen, Neben- und Wechselwirkungen. Darum ist nicht jedes blutdrucksenkende Mittel für jeden gleichermaßen geeignet oder verträglich. Zu den Standardmedikamenten gegen Hypertonie zählen:
- Diuretika: Diese Medikamente sorgen dafür, dass der Körper über die Nieren verstärkt Wasser und Salze ausscheidet. Durch die Entwässerung sind die Blutgefäße weniger stark mit Flüssigkeit gefüllt – der Druck in den Gefäßen sinkt.
- Betablocker: Diese Mittel verlangsamen den Herzschlag, sodass der Blutdruck sinkt. Zudem schirmen sie das Herz gegen Stresshormone ab. Bei Asthma und sehr langsamem Herzschlag dürfen Sie Betablocker nur nach ärztlicher Rücksprache und einer Risikoabschätzung einnehmen.
- ACE-Hemmer: Diese Medikamente hemmen die Wirkung des Proteins ACE. ACE ist an der Herstellung des Hormons Angiotensin-II beteiligt, das den Blutdruck erhöht. Ist ACE blockiert, sinkt somit auch der Blutdruck.
- Calciumantagonisten (bzw. Calciumkanalblocker): Diese Mittel verringern die Wirkung von Calcium. Calcium führt zu einer erhöhten Spannung der Blutgefäße. Ist der Calciumkanal an den Gefäßen blockiert, weiten sich die Blutgefäße wieder.
- Angiotensin-II-Rezeptorblocker (bzw. AT1-Rezeptor-Antagonisten oder Sartane): Diese Medikamente blockieren die Rezeptoren des blutdrucksteigernden Hormons Angiotensin-II.
Bei gebrechlichen älteren Menschen oder auch bei leichtem Bluthochdruck (Hypertonie Grad 1) kann es angebracht sein, die Behandlung mit einem einzelnen Medikament zu beginnen.
Meistens ist jedoch von Anfang an eine Kombinationstherapie gegen Bluthochdruck die beste Wahl: Das heißt, Sie nehmen zwei blutdrucksenkende Medikamente gleichzeitig – vorzugsweise als Kombinationspräparat (also in einer einzelnen Tablette) und in möglichst niedriger Dosierung.
Wenn diese Behandlung die Hypertonie auf Dauer nur unzureichend beeinflusst, ist eine Dreifachkombination (z. B. Diuretikum mit ACE-Hemmer und Calcium-Antagonist) einzusetzen. Ihre vollständige Wirkung entfalten die Blutdrucksenker innerhalb von zwei bis sechs Wochen.
Solange Sie Blutdrucktabletten einnehmen, ist es notwendig, den Blutdruck viertel- bis halbjährlich kontrollieren zu lassen.
Bluthochdruck: Verlauf
Bluthochdruck verläuft meist jahre- bis jahrzehntelang beschwerdefrei. Allerdings steigt mit Höhe der Blutdruckwerte die Wahrscheinlichkeit, eine Folgeerkrankung zu entwickeln. Die Prognose hängt also in hohem Maß von einer frühzeitigen Therapie ab.
Bleibt eine Hypertonie unbehandelt bestehen, kann sie im weiteren Verlauf Herz, Blutgefäße, Gehirn, Augen und Nieren schädigen. Anders ausgedrückt: Ohne Therapie ist bei Bluthochdruck mit schwerwiegenden Folgen zu rechnen. Viele Betroffene sterben an den Komplikationen, die zu hoher Blutdruck auf Dauer mit sich bringt:
- die Hälfte stirbt an den Folgen einer koronaren Herzerkrankung (Herzinfarkt),
- ein Drittel an Durchblutungsstörungen im Gehirn (Schlaganfall) und
- bis zu 15 Prozent an Nierenversagen.
Komplikationen
Ein unbehandelter oder unzureichend behandelter Bluthochdruck kann verschiedene Komplikationen nach sich ziehen. Betroffen sind in erster Linie das Herz- und Gefäßsystem, die Gehirndurchblutung sowie die Nieren. Zudem treten andere Krankheiten wie Diabetes mellitus häufig in Kombination mit Hypertonie auf.
Herz- und Gefäßsystem
Bluthochdruck bedeutet eine ständige Druckbelastung im Herz-Kreislauf-System. Dadurch vergrößert sich die linke Herzkammer, was zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) führen kann. Zudem fördert zu hoher Blutdruck Arteriosklerose in den Herzkranzgefäßen und in anderen Körperregionen. Damit gilt Hypertonie als Risikofaktor für
- Durchblutungsstörungen in den Beinen,
- die koronare Herzkrankheit, bei der die Herzkranzgefäße verengt sind,
- Angina pectoris und
- Herzinfarkte.
-
Bluthochdruck bedeutet auch ein erhöhtes Risiko für ein Aortenaneurysma: Dabei weitet sich die Hauptschlagader und kann im weiteren Verlauf reißen, was zu einer lebensbedrohlichen Blutung führt.
Gehirn
Bei Bluthochdruck ebenfalls häufig von Komplikationen betroffen ist das Gehirn, denn: Hoher Blutdruck ist der größte Risikofaktor für einen Schlaganfall. Bis zu 70 Prozent aller Schlaganfälle bei Menschen im Alter von über 65 Jahren treten infolge einer Hypertonie auf.
Nieren
Die bei Bluthochdruck möglichen Komplikationen der Nieren reichen von Nierenerkrankungen (Schrumpfniere) bis hin zum Nierenversagen. Hypertonie ist häufig die Ursache für fortschreitende Nierenschäden:
- Zu hoher Blutdruck schädigt die kleinen Gefäße in der Niere, sodass funktionsfähiges Nierengewebe abstirbt.
- Die Gesamtfunktion der Niere lässt nach – bis zum Nierenversagen.
- Versagt die Nierenfunktion dauerhaft, ist eine Dialyse (Blutwäsche) oder Nierentransplantation nötig.
Bluthochdruck: Vorbeugen
Wenn Sie Bluthochdruck vorbeugen oder schon erhöhte Blutdruckwerte senken möchten, lautet die gute Nachricht: Gegen Bluthochdruck hilft vieles, was Sie selbst tun können. So kann ein gesünderer Lebensstil entscheidend dazu beitragen, dass Ihr Blutdruck wieder sinkt – oder dass der Blutdruck gar nicht erst zu hoch wird.
Bluthochdruck-Risikotest
Mit regelmäßiger Bewegung, gesunder Ernährung, Stressabbau und einem normalen Gewicht können Sie Ihrem Blutdruck etwas Gutes tun und die Werte dauerhaft im Normalbereich halten.
Wenn Sie bereits blutdrucksenkende Mittel gegen Bluthochdruck einnehmen, empfiehlt es sich, die individuelle Behandlung einzuhalten, um dauerhaft stabile Blutdruckwerte zu erreichen. Es fällt zwar manchmal schwer, konsequent zu bleiben und etwa regelmäßig Medikamente einzunehmen – vor allem, wenn die Hypertonie noch keine Beschwerden verursacht –, aber wegen der möglichen Folgeschäden ist es außerordentlich wichtig.
Achtung, Eltern: Sogar gesunde Kinder, die Zigarettenqualm ausgesetzt sind, haben schon im Vorschulalter ein erhöhtes Risiko, durch das Passivrauchen Bluthochdruck zu entwickeln. Darum sollten Sie auf keinen Fall in der Nähe von Kindern rauchen.